Richtiges Blasenmanagement – Das sagt eine Krankenschwester

Joke Beekman arbeitet seit über 30 Jahren mit Patienten mit Rückenmarkverletzungen. Lesen Sie, was sie über Blasenmanagement, intermittierende Selbstkatheterisierung, intermittierende Einmalkatheter und weitere Themen zu berichten hat.


Erfahren Sie, wie Joke ihren Querschnittpatienten hilft, ihre Blase effektiv zu kontrollieren, damit sie ihr Leben in vollen Zügen genießen können.

Wenn man in der Rehabilitation von Rückenmarkverletzten arbeitet, ist einem die Bedeutung eines guten Blasenmanagements bewusst
Ich habe Forschungsergebnisse gesehen – und ich habe es auch direkt von meinen Patienten gehört, – dass Blasenprobleme für Menschen mit Rückenmarkverletzungen (Querschnittlähmung) eine größere Herausforderung darstellen als das Benutzen eines Rollstuhls. Querschnittgelähmte Patienten müssen sich mit vielen Dingen auseinandersetzen. Wenn Blasenmanagement nicht auch noch dazu gehört, ist das prima. Das richtige Blasenmanagement ist so wichtig für ihre Lebensqualität.

Intermittierende Selbstkatheterisierung ist die beste Option
Die intermittierende Selbstkatheterisierung (ISK)  ist der Goldstandard für das Blasenmanagement. Unter intermittierender Katheterisierung versteht man die Entleerung der Blase in regelmäßigen Abständen mittels eines Einmalkatheters. Bei Querschnittpatienten ist die Wahrscheinlichkeit einer Harnwegsinfektion (HWI)  bei Verwendung eines intermittierenden Einmalkatheters wesentlich geringer als bei einem Verweilkatheter (d. h. einem Katheter, der ständig in der Blase bleibt). Darüber hinaus ist das Risiko, Blasensteine zu bekommen, geringer.

Und dann ist da noch der Aspekt der Lebensqualität. Wer möchte nicht gerne ein aktives, erfülltes Leben führen? Wenn Sie eine Rückenmarkverletzung haben und häufig Harnwegsinfekte bekommen oder Urin verlieren, beeinträchtigt Sie das, die Dinge zu tun, die Sie tun möchten. Wenn Sie lernen, den ISK durchzuführen, wird er schon bald zu einem normalen Teil Ihrer täglichen Routine, wie Zähneputzen oder Hautpflege. Der ISK wird Ihnen viel mehr Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstständigkeit geben.

Vor Jahren war Blasenmanagement gleichbedeutend mit Blasentraining
Als ich vor über 30 Jahren meine berufliche Laufbahn begann, bezog sich mein Aufgabenbereich größtenteils auf die Blase. Damals benutzten nur sehr wenige Patienten Katheter. Beim Blasenmanagement ging es vor allem um Blasentraining – was bedeutete, dass sich Querschnittpatienten tatsächlich körperlich auf ihren Bauch klopfen mussten, bis der Harnreflex einsetzte und die Blase sich entleerte. Leider konnte dieser Reflex auch ausgelöst werden, wenn sie sich einfach nach vorne beugten, während sie im Rollstuhl saßen. Im Grunde waren die Patienten durch ihre Blase eingeschränkt. Sie mussten sich auf große Inkontinenzunterlagen setzen oder große saugfähige Einlagen tragen, sodass es nicht so einfach war, das Haus zu verlassen und etwas zu unternehmen.

Zum Glück kam es zu einem Umdenken beim Blasenmanagement. Es wurde deutlich, dass Blasentraining nicht die beste Methode zum Blasenmanagement ist – und das nicht nur wegen der Unannehmlichkeiten und der Verunreinigungen. Es konnte sich Druck in der Blase aufbauen, was zu Problemen führen kann. Rückfluss von Urin aus der Blase in die Nieren kann letztendlich zu einem Nierenversagen führen.

Die von uns verwendeten intermittierenden Einmalkatheter
Von uns verwendete Standardprodukte sind die Hollister VaPro berührungsfreien intermittierenden Einmalkatheter. Wir haben in unserer Abteilung in Zusammenarbeit mit Patienten und Pflegekräften einen nicht wissenschaftlichen Test durchgeführt, und diese Katheter schnitten in Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit am besten ab. Dank der Schutzhülse und Schutzfolie braucht man beim ISK nicht einmal sterile Handschuhe zu tragen, was ein großes Plus ist. Die VaPro Einmalkatheter sind einfach zu handhaben und die Gefahr einer Kreuzkontamination oder eine Kontamination durch Keime ist deutlich geringer. Auf einer Station, auf der viele Menschen alle paar Stunden katheterisieren, stellt das ein echtes Risiko dar.

In der Regel beginnen wir mit einem intermittierenden Einmalkatheter mit 12 Charriere (d. h. mit einem bestimmten Durchmesser), der für die meisten Menschen geeignet ist. Wir wählen auch einen Katheter mit integriertem Auffangbeutel oder einen, der leicht an einen Beutel angeschlossen werden kann. Je nach Lebensgewohnheiten bevorzugt eine Person möglicherweise einen Katheter in kompakter Größe – zum Beispiel, wenn sie oft reist. Auch Frauen bevorzugen aus Gründen der Bequemlichkeit und Diskretion in der Regel kompakte Einmalkatheter. Es geht jedoch immer um die Entscheidung des Patienten – jeder sollte den Katheter wählen, der für ihn am besten geeignet ist.

Die Herausforderungen beim ISK sind für Männer und Frauen unterschiedlich
Meine Patienten heute haben eher inkomplette Rückenmarkverletzungen. Wenn sie nicht vollständig gelähmt sind, spüren sie möglicherweise, wie der Katheter eingeführt wird. Obwohl Männer ihre Harnröhre leicht finden können, empfinden einige das Einführen eines Katheters als unangenehm oder befürchten, dass sie es so empfinden werden. Ich erkläre ihnen, dass es angenehmer ist, sich selbst zu katheterisieren, als es jemand anderen tun zu lassen. Sie können auch ein Lidocain-Gel verwenden, um die Empfindlichkeit zu verringern.

Für die meisten unserer Patientinnen ist nicht das Unbehagen das Problem, sondern die Tatsache, dass der ISK bei ihnen etwas schwieriger durchzuführen ist. Einige Frauen müssen sich für den ISK vollständig entkleiden, andere müssen sich auf ein Bett legen, und wieder andere müssen einen Spiegel benutzen, um ihre Harnröhre zu sehen. All dies erschwert den Vorgang, wenn sie bei der Arbeit oder unterwegs sind. Patientinnen mit Rückenmarkverletzung, die ihren Oberkörper bewegen können (z. B. Querschnittgelähmte), können den ISK in der Regel auf der Toilette durchführen, da sie sich leicht umsetzen können.

Jeder Mensch ist anders. Eine meiner Patientinnen, eine etwa 75-jährige Frau mit einem hohen Body-Mass-Index (BMI), wird von ihrem Mann katheterisiert. Er macht das nun schon seit 10 Jahren für sie!

Der ISK kann mit zunehmendem Alter auch eine größere Herausforderung darstellen
Ich habe über 80 Jahre alte männliche Patienten, die den ISK noch selbst durchführen können, aber einigen Frauen im gleichen Alter kann dies Schwierigkeiten bereiten. Es ist nicht der eigentliche Katheterisierungsvorgang, der schwierig ist, sondern die Verlagerung auf die Toilette, da sie möglicherweise ihre Muskelkraft im Oberkörper verloren haben. Männern und jüngeren Menschen fällt es leichter, sich etwa alle vier Stunden auf die Toilette zu begeben, um den ISK durchzuführen.

Den ISK richtig durchführen und dauerhaft dabei bleiben
Der Umgang mit der Blase ist eines von vielen Dingen im Leben, die sich nach einer Rückenmarkverletzung ändern. Aus diesem Grund kann es Rückenmarkverletzten leichter fallen, den ISK durchzuführen, als Menschen, für die ein urologisches Problem das einzige Gesundheitsproblem ist. Wenn Sie den ISK durchführen, sollten Sie dabei bleiben – andernfalls können Sie inkontinent werden oder andere Blasenprobleme entwickeln.

Der ISK ist nicht nur Blasenmanagement, sondern auch Verbesserung der Lebensqualität
Der ISK hat die Art und Weise, wie wir mit unseren Patienten mit Rückenmarkverletzung umgehen, völlig verändert. Er verleiht ihnen so viel Freiheit und Unabhängigkeit. Sie können außer Haus gehen und tun was Sie möchten. Sie haben die Kontrolle über ihre Blase.

Wenn Sie den ISK in Betracht ziehen, stellen Sie Ihrer medizinischen Fachkraft Fragen zum Katheterisierungsvorgang und zu den Katheterprodukten. Informieren Sie sich über alle verfügbaren intermittierenden Einmalkatheter, damit Sie die richtige Wahl treffen können. Mit ein wenig Hilfe und Informationen können Sie den Katheter finden, der für Sie geeignet ist und mit dem Sie Ihr Leben so leben können, wie Sie es möchten.

Joke Beekman
Joke Beekman





Joke Beekman ist eine sehr erfahrene Krankenschwester mit Spezialisierung auf Rückenmarkverletzungen an der Sintmaartensklinik im Krankenhaus Nimsegen in den Niederlanden. In ihrer über 30jährigen Karriere hat Joke erlebt, wie sich die Behandlungen und Produkte für das Blasenmanagement unglaublich verbessert haben. Joke hat zahlreiche Präsentationen und Weiterbildungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene durchgeführt, um ihr umfangreiches Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen KollegInnen aus dem Gesundheitsbereich zu teilen. Immer direkt und bescheiden, sagt Joke, „Es klinkt seltsam, zu hören, dass ich eine Spezialistin sei; ich mache nichts anderes als meine Arbeit.“


Personen, die Erfahrungsberichte zur Verfügung gestellt haben, erhielten eine Vergütung von Hollister Incorporated. Die dargestellten Erfahrungsberichte, Aussagen und Meinungen beziehen sich auf die dargestellten Personen. Diese Erfahrungsberichte sind repräsentativ für ihre Erfahrungen, aber die genauen Ergebnisse und Erfahrungen sind einzigartig und individuell für jede Person.